Umschlag in den bremischen Häfen stabil


Gesamtumschlag und Containerzahlen legen zu – Rückgang bei Fahrzeugen und konventioneller Ladung

Trotz anhaltend schwieriger weltwirtschaftlicher Rahmenbedingungen
rechnen die bremischen Häfen für 2016 mit einem stabilen Ergebnis: An
den Terminals in Bremen und Bremerhaven wird ein Seegüterumschlag von
insgesamt 73,8 Millionen Tonnen erwartet (2015: 73,4 Millionen Tonnen).
„Das Plus liegt laut Schätzung bei 0,5 Prozent. Damit entwickeln sich
unsere Zwillingshäfen auch in diesem Jahr vergleichsweise gut“, sagte
Bremens Hafensenator Martin Günthner am Mittwoch (21. Dezember 2016) vor
der Presse in Bremen. Er machte deutlich, „dass Bremen weiterhin
zielgerichtet in den Ausbau der Hafen-Infrastruktur investieren wird, um
seine Chancen als internationales Zentrum der maritimen Logistik
konsequent zu nutzen“.

von links: Robert Howe (Geschäftsführer bremenports
GmbH & Co. KG), Frank Dreeke (Vorstandsvorsitzender BLG Logistics
Group) und Martin Günthner (Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen)

Ein Blick auf den Gesamtumschlag zeigt unterschiedliche
Entwicklungen in Bremen und Bremerhaven. Während der Umschlag der
Hafenanlagen in Bremen-Stadt mit 12,3 Millionen Tonnen hinter dem
Ergebnis des Vorjahres zurückbleibt (minus 3,5 Prozent), legt er in
Bremerhaven auf 61,5 Millionen Tonnen zu (plus 1,4 Prozent). „Mit dem
leichten Anstieg des Gesamtumschlags behaupten sich die bremischen Häfen
auf hohem Niveau“, sagte Günthner.
Der Einfluss der ökonomischen
Probleme in vielen Teilen der Welt sei allerdings unverkennbar, ergänzte
der Senator. So verzeichnet das konventionelle – also nicht in
Containern gestaute – Stückgut einen Rückgang auf 7,2 Millionen Tonnen.
Dies ist unter anderem auf eine geringere Dynamik im Projektgeschäft
zurückzuführen. Hier wirkten sich schwache Märkte in Nordafrika und dem
östlichen Mittelmeer ebenso aus wie der niedrige Ölpreis.
Demgegenüber
wird im Hauptgeschäft der bremischen Häfen, dem fast ausschließlich auf
Bremerhaven konzentrierten Containerumschlag, im zu Ende gehenden Jahr
ein Zuwachs auf 56,8 Millionen Tonnen erwartet (plus 3,1 Prozent). Auf
Basis von Standardcontainern (TEU) liegt der erwartete Umschlag bei 5,5
Mio. TEU (plus 0,9 Prozent).
„Der moderate Zuwachs ist erfreulich,
weil das Containergeschäft insgesamt unter der schwächeren
Weltkonjunktur leidet“, sagte Günthner. Der derzeit stagnierende
Containertransport wirke sich auf zahlreiche Häfen aus. Eine der
Ursachen sei das reduzierte Wirtschaftswachstum in China. Die Verkehre
mit der Volksrepublik bilden nach den USA-Verkehren die zweitwichtigste
Relation für Bremerhaven. Gleichzeitig, so Günthner, belasteten die
politisch bedingten Einschränkungen im Handel mit Russland und die damit
verbundene russische Rezession den Seegüterumschlag weiterhin.
Wie
der Senator hervorhob, unterliegt die Containerlinienschifffahrt
derzeit massiven strukturellen Veränderungen. Die Insolvenz der
südkoreanischen Reederei Hanjin und der Verkauf von Hamburg Süd an den
dänischen Weltmarktführer Maersk seien jüngste Belege für einen
tiefgreifenden Umbruch. „Gleichzeitig verstärken die wachsenden
Containerschiffsgrößen den Druck auf die Häfen, ihre nautische
Erreichbarkeit zu optimieren“, sagte Günthner. Die Vertiefung der
Außenweser-Fahrrinne habe deshalb größte Bedeutung für die
Wettbewerbsfähigkeit und Zukunftssicherung des viertgrößten europäischen
Containerhafens.
Günthner ließ gleichzeitig keinen Zweifel daran,
dass er im Wettbewerb um Ladung und Linien nach wie vor gute Chancen
für die bremischen Häfen sieht. Bremen müsse auch weiterhin konsequent
in die Modernisierung der maritimen Infrastruktur investieren. „Das“, so
der Senator, „gilt zunächst für die Erweiterung der Hafenbahnanlagen in
Bremerhaven. Derzeit wird der Hafenbahnhof Imsumer Deich von acht auf
16 zuglange Parallelgleise erweitert und elektrifiziert. Direkt neben
dem Container-Terminal setzen wir ein Ausbau- und
Modernisierungsprogramm fort, das für die Hafenbahn im Überseehafen
Bremerhaven in diesem Jahrzehnt Investitionen von etwa 40 Millionen Euro
umfasst. Schon heute wird bei uns jeder zweite Hinterland-Container auf
der Schiene transportiert. Die zusätzlichen Gleise werden die
Bedingungen für einen reibungslosen Transport im Hafen weiter verbessern
und Kapazitäten für deutlich mehr Güterzüge schaffen.“
Als
zweites Projekt nannte Günthner die Sanierung der maroden, noch aus der
Kaiserzeit (1907/1908) stammenden Westkaje im Bremerhavener Kaiserhafen
III. „Hier steht noch die Notifizierung durch die EU-Kommission aus, die
wir im kommenden Jahr erwarten“, sagte der Senator. „Anschließend
können die Arbeiten beginnen.“
Die Kaje soll auf einer Länge von
etwa 500 Metern neu gebaut werden. Die Bauzeit ist auf etwa 18 Monate
veranschlagt. Günthner: „Mit der Sanierung der Kaje runden wir ein
Hafenareal ab, das mit der neuen Kaiserschleuse und der Vergrößerung des
Wendebeckens bereits erheblich aufgewertet wurde. Durch den Kajenbau
wird der Kaiserhafen III um neun Meter verbreitert – das verbessert die
Bedingungen für die Schifffahrt weiter.“
Für die kommenden Jahre
sei zudem absehbar, dass mit der Erneuerung der Columbuskaje und der
Planung einer neuen Drehbrücke weitere große Bauprojekte vorbereitet und
umgesetzt werden müssen. „Dies muss bei der Haushaltsaufstellung in der
Investitionsplanung ausreichend berücksichtigt werden“, so Günthner.
Weitere Details zur jüngsten Entwicklung im Seegüterumschlag
Beim
Umschlag von Massengut sagt der Senator für Wirtschaft, Arbeit und
Häfen für 2016 ein Plus von 7,1 Prozent voraus. In diesem Bereich wird
ein Umschlag von rund 10 Millionen Tonnen erwartet.
Positiv sticht
am Standort Bremen der deutliche Zuwachs im Umschlag von
Windkraftkomponenten hervor. 2016 hatte sich ein führender Hersteller
entschieden, seine Logistik in der Hansestadt zu bündeln. Bremen hatte
diese Entwicklung durch Neuregelungen beim landseitigen Transport der
Komponenten flankiert. So wird im Rahmen einer Sonderregelung auf die
polizeiliche Begleitung von Großraum- und Schwertransporten zwischen dem
Hafengebiet und der Autobahn verzichtet bzw. diese Aufgaben werden von
anerkannten und zertifizierten Dienstleistern wahrgenommen.
Der
fast ausschließlich auf Bremerhaven konzentrierte Umschlag von
Fahrzeugen wird sich im Jahr 2016 bei etwa zwei Millionen Einheiten
einpendeln. Damit bleibt Deutschlands führende Drehscheibe für
Fahrzeug-Importe und -Exporte unter Vorjahresniveau. „Aber gerade der
Fahrzeugumschlag und die damit verbundenen logistischen Dienstleistungen
können nicht nur nach schwankenden Umschlagszahlen bewertet werden“,
sagte der Senator. „Denn der Autoumschlag ist äußerst arbeitsintensiv
und sorgt deshalb auch in schwächeren Jahren für eine Belebung der
regionalen Wirtschaft.“
Ausgesprochen positiv entwickelt sich der
Kreuzfahrtstandort Bremerhaven. Die Zahl der Schiffsabfertigungen ist
2016 auf 68 gestiegen (plus 11,5 Prozent). Gleichzeitig wurden deutlich
mehr Passagiere abgefertigt (96.500, plus 46,2 Prozent). Der moderne
Kreuzfahrt-Terminal konnte seine Wettbewerbssituation verbessern.
Erwartet wird, dass sich dieser positive Trend in den kommenden Jahren
fortsetzen wird.
Die Besatzungen – nicht nur die der
Kreuzfahrtschiffe – finden in Bremerhaven übrigens beste Bedingungen
vor, wenn sie ihre knappe Freizeit im Hafen sinnvoll nutzen wollen. Der
Senator erinnerte daran, dass Bremerhaven 2016 zum „Hafen des Jahres“
gewählt wurde – und zwar von Seeleuten aus aller Welt, die sich an der
Wesermündung besonders gut betreut fühlen. Die Auszeichnung durch das
International Seafarers Welfare Assisance Network (ISWAN) gehörte für
Günthner zu den Höhepunkten des Hafenjahres. „Seemannsmission,
Terminalbetreiber und bremenports kümmern sich intensiv um die Seeleute.
Der Seemannsclub `Welcome` im Überseehafen ist zu einer beliebten
Anlaufstelle geworden – eine gute Stube für die Besatzungen, ohne die
der Erfolg des Hafens nicht denkbar wäre.“


Foto: Senatspressestelle
.


Hier klicken!

Facebook Comments
Bitte Teilen:
Werbung