Hochschulprojekt „SerAZel“: Einsatz von Rotalgen als nachhaltiges Nährmedium für Tierzellen

Die Doktorandinnen Hanna Eisenberg und Svenja Hütker (v.l.) erforschen, ob tierische Zellen in Algenserum wachsen können.

Das Projekt „SerAZel“ der Hochschule Bremerhaven widmet sich der Suche nach einer Alternative zu tierischen Nährmedien in der Zellforschung. Die Doktorandinnen Hanna Eisenberg und Svenja Hütker führen Experimente durch, um herauszufinden, ob Mikroalgen als Basis für ein alternatives Nährmedium dienen können.

In der Zellforschung wird häufig eine Nährflüssigkeit namens Fetales Kälberserum (FCS) verwendet. Dieses gilt als besonders rein und frei von Substanzen, die der Zellkultur schaden könnten. Allerdings ist die Nutzung von FCS nicht nur teuer, sondern auch ethisch umstritten. Um diese Probleme zu umgehen, zielt das Projekt darauf ab, das Serum weitgehend durch ein Nährmedium auf Algenbasis zu ersetzen.

Die Vorarbeiten für das Projekt haben bereits begonnen. Hanna Eisenberg kultiviert Rotalgen im Labor für pflanzliche Zellen an der Hochschule Bremerhaven, um daraus ein pflanzliches Nährmedium zu gewinnen. Dabei werden verschiedene Stoffklassen wie Proteine oder Lipide aus den Algenzellen extrahiert. Anschließend werden diese Extrakte an Tierzellen getestet, um herauszufinden, welche Inhaltsstoffe der Algen sich als Nährmedium eignen. Die Rotalgen werden in einem speziellen Reaktor unter optimalen Umgebungsbedingungen kultiviert, da sie extreme Standorte bevorzugen.

Sobald die Algenextrakte bereit sind, übernimmt Svenja Hütker die weitere Untersuchung. Sie arbeitet im Labor für tierische Zellen und bereitet sich auf die ersten Experimente vor. Das Ziel ist es, Tierzellen in verschiedenen Nährmedien zu kultivieren. Zunächst ist es wichtig sicherzustellen, dass die Algenextrakte eine ähnliche Proteinkonzentration wie FCS aufweisen. Wenn das Algenserum allein nicht ausreicht, um das Zellwachstum aufrechtzuerhalten, werden verschiedene Mischverhältnisse von Kälber- und Algenserum verwendet. Eine Kontrollgruppe mit reinem FCS wird ebenfalls verwendet, um die Auswirkungen der verschiedenen Seren auf das Zellwachstum zu vergleichen und festzustellen, ob bestimmte Zusammensetzungen möglicherweise toxisch für die Zellen sind.

Bei den Experimenten ist auch das richtige Timing von großer Bedeutung. Tierzellen sind empfindlich und müssen zum richtigen Zeitpunkt aus den Kulturflaschen entnommen und in ein Nährmedium überführt werden. Zu früh oder zu spät kann zu Problemen führen. Die enge Zusammenarbeit zwischen Hanna Eisenberg und Svenja Hütker ist daher wichtig, um sicherzustellen, dass ausreichend Zellen vorhanden sind, um die Experimente durchzuführen.

Wenn sich herausstellt, dass Rotalgen sich als Nährmedium für tierische Zellen eignen, hätte dies den weiteren Vorteil, dass die Inhaltsstoffe der Algen bereits in medizinischen und kosmetischen Produkten verwendet werden und die Algen somit nahezu vollständig verwertet werden könnten. Es soll auch untersucht werden, ob die Zellforschung noch nachhaltiger gestaltet werden kann, indem beispielsweise Reststoffe aus der Lebensmittelproduktion zur Kultivierung der Algen genutzt werden. Das Projekt wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und den Projektträger Jülich (PTJ) gefördert und die SUPREN GmbH unterstützt das Projekt, um auch wirtschaftliche Aspekte zu berücksichtigen.

Die Hochschule Bremerhaven ist bekannt für ihre Begeisterung im Studium, Lehre und Forschung. Mit mehr als 20 praxisnahen und innovativen Studiengängen profitieren die rund 3.000 Studierenden von einer engen Zusammenarbeit mit der regionalen Wirtschaft sowie modernen Lehr- und Lernansätzen. Die vielfach ausgezeichneten Forschungsaktivitäten der „Hochschule am Meer“ unterstützen nachhaltige Entwicklungen sowohl in der Region als auch darüber hinaus.

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