Preis für Zivilcourage verliehen / 25 Jahre Präventionsrat

Fotoquelle:Polizei Bremerhaven

Zahlreiche Vertreter aus Politik und Gesellschaft versammelten
sich am Montagnachmittag im großen Sitzungssaal der Stadt Bremerhaven,
um der Verleihung des Zivilcouragepreises 2017 beizuwohnen. Mit der seit
vielen Jahren vergebenen Auszeichnung werden Menschen geehrt, die sich
in besonderem Maße für ihre Mitmenschen eingesetzt haben. Der Preis ist
mit 1.000 € dotiert und wurde in diesem Jahr vom Lions Club Bremerhaven
gespendet. Die Mitglieder des Lions Club Bremerhaven engagieren sich
seit vielen Jahren unter dem Motto „We serve“ aktiv für die bürgerliche,
kulturelle, soziale und allgemeine Entwicklung der Gesellschaft.
Die Stadtverordnetenvorsteherin, Frau Brigitte Lückert, gratulierte
in ihrem Grußwort dem Präventionsrat, der ihr sehr am Herzen liegt, zum
25-jährigen Jubiläum. Ausdrücklich lobte sie das beherzte Handeln der
beiden Preisträgerinnen auch im Namen der Stadtverordneten und des
Magistrats.
Der Preis wurde in diesem Jahr durch den Direktor der
Ortspolizeibehörde, Harry Götze und dem Präsidenten des Lions Club
Bremerhaven, Thilo Kelling, an Marita Werner und Scherilyn Knippenberg
übergeben. Mutter und Tochter hatten im Herbst des vergangenen Jahres
beobachtet, wie eine Frau in ihrem Auto von ihrem Expartner
niedergestochen worden war. Kurzentschlossen hatten sie beherzt
eingegriffen und so Schlimmeres verhindert.

Nach einer kurzen
Begrüßung der Gäste durch die Geschäftsführerin des Präventionsrates,
Annika Dreimann, richtete Thilo Kelling, Präsident des Lions Club
Bremerhaven, ein paar Worte an die Anwesenden.
„Wir verfolgen die
Arbeit des Präventionsrates bereits seit Jahren sehr aufmerksam.
Verantwortung zu übernehmen, wenn Schwächere bedroht oder Menschen
aufgrund ihrer Herkunft, ihres Glaubens oder ihrer Sexualität
ausgegrenzt werden, ist eine zutiefst menschliche Reaktion, erfordert
aber auch sehr viel Mut. In Krisensituationen zu helfen, ist ein
Instinkt, den es wieder wachzurufen gilt – darum ist die Arbeit des
Präventionsrates so wichtig. Das beherzte Eingreifen der
Preisträgerinnen ist dabei das beste Beispiel für gelebte Zivilcourage.“
Der Lions Club Bremerhaven habe großes Interesse daran, sich zukünftig
aktiv im Präventionsrat Bremerhaven zu engagieren, so Kelling.
Auch Harry Götze, Direktor der Ortspolizeibehörde und selbst seit 25
Jahren im Präventionsrat dabei, ließ es sich nicht nehmen, den
Preisträgerinnen persönlich seine Wertschätzung auszudrücken. Hierbei
unterließ er es jedoch nicht, den Blick auch auf weniger beachtete
Aspekte der Zivilcourage zu lenken:
„Gehen Sie nicht den einfachen
Weg,“ mahnte Götze alle Anwesenden. „Einmal im Jahr einen Preis zu
verleihen entbindet nicht von der Verantwortung, jeden Tag auf die
Menschen in unserer Stadt zu achten, welche sich um das Wohlergehen
ihrer Mitmenschen sorgen und dabei selbst häufig unbeachtet bleiben.
Nur, indem mehr Wertschätzung gezeigt und über gute Taten gesprochen
wird, können auch andere inspiriert werden, zu helfen.“
„Eigentlich ist es ganz einfach und nur eine Frage der Perspektive“,
ergänzte Dreimann, die als Polizeibeamtin in ihrer originären Funktion
das Einsatz- und Lagezentrum der Polizei Bremerhaven leitet. „Versetzen
Sie sich in die Lage des Opfers. Würden Sie sich nicht auch wünschen,
dass Ihnen jemand zu Hilfe eilt, wenn Sie sich in einer Notlage
befinden?“
Hierbei gehe es nicht darum, sich selbst in Gefahr zu
bringen. Es gehe um das Selbstverständnis, nicht wegzusehen und nicht
einfach weiterzugehen, wie es leider immer wieder geschieht und es
zahlreiche Passanten auch bei dem Vorfall im vergangenen Herbst taten.
Manchmal scheint die Hemmschwelle zu hoch zu liegen, um aktiv zu werden.
Dabei, so Dreimann, könne Zivilcourage auch niedrigschwellig sein.
Einen Notruf abzusetzen und den Täter aus der Ferne anzusprechen –
selbst durch diese sehr einfachen aber oftmals entscheidenden Schritte
kann es gelingen, schnell erforderliche Hilfe zu organisieren und den
Täter aus seiner Anonymität herauszuholen.
“Tatsächlich gibt es ein
großartiges Netzwerk an Unterstützern”, äußerte sich die 31-Jährige, die
in einer weiteren Funktion auch Geschäftsführerin des Präventionsrats
ist. Das Gremium, in welchem zahlreiche Institutionen der Stadt
Bremerhaven vertreten sind, engagiert sich seit 25 Jahren gemeinsam
dafür, gesamtgesellschaftliche Themen zu bewegen. “Das ist auch wichtig,
denn die Polizei kann nicht alles alleine lösen”, so Dreimann. “Wir
werden meist erst gerufen, wenn es schon zu spät ist. Der Präventionsrat
will hingegen früher ansetzen.”
So wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche Projekte gefördert,
darunter die vielleicht bekannteste Präventionsaktion in der Stadt, “Mut
gegen Gewalt”. Ob Sportveranstaltung, Workshop, künstlerische
Darbietung oder therapeutische Behandlung – die Ideen sind vielfältig.
Jedes Jahr erreichen den Präventionsrat zahlreiche neue Projektanträge.
Doch es gehe um mehr als nur Projektförderung. “Unsere größte Stärke ist
unser vielfältiges Netzwerk. Regelmäßig bewerben sich neue Mitglieder
im Präventionsrat, sodass wir stetig wachsen”, freute sich Dreimann über
die zahlreichen Neumitgliedschaften. Doch das allein reiche nicht aus.
Die Devise “Tu Gutes und sprich darüber” gelte auch hier. “Unsere
Bemühungen allein reichen nicht aus, wenn sie in der Öffentlichkeit
nicht wahrgenommen werden.” Deshalb habe der Präventionsrat sein
25-jähriges Jubiläum zum Anlass genommen, um verstärkt auf
Stadtteilkonferenzen und in den verschiedenen politischen Ausschüssen
über seine Arbeit zu berichten.
Wer sich über die Arbeit des Präventionsrats Bremerhaven informieren
möchte, kann dies auf dessen Website www.praeventionsrat-bremerhaven.de
tun. Hier finden sich auch Kontaktdaten für weitere Informationen zu
Projektförderungen oder einer möglichen Mitgliedschaft. “Ich freue mich
immer über Interessierte, die einfach anrufen und sich über die
Zusammenarbeit mit dem Präventionsrat informieren möchten”, schätzt
Dreimann den direkten und unkomplizierten Umgang. Denn so stehe das Ziel
im Vordergrund: Gemeinsam etwas zu verändern.
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