Wie sieht die ideale Infrastruktur für klimafreundliche Gütertransporte im Schienenverkehr aus? Was für Voraussetzungen sind notwendig, damit die Bahn als einer der umweltfreundlichsten Verkehrsträger ihre Bedeutung in den Lieferketten steigern und damit einen Beitrag zur Erreichung der nationalen Klimaziele leisten kann? Unter dem Motto „Kombinierter Verkehr – zwischen Anspruch und Wirklichkeit“ haben am heutigen Dienstag (13. Dezember 2022) hochrangige Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Wirtschaft gemeinsam mit Logistik- und Verkehrsexperten bei der 6. Bahnkonferenz in Bremen über Themen rund um den Schienengüterverkehr und seine Anbindung an die deutschen Seehäfen diskutiert. Das erfolgreiche Format des gemeinsamen Arbeitskreises Schiene von der Logistik-Initiative Hamburg und Hafen Hamburg Marketing in Kooperation mit der Senatorin für Wissenschaft und Häfen fand nach zwei Jahren in digitaler Form erstmals wieder in Präsenz statt, Tagungsort war die Handelskammer Bremen.
Auch im Hafen-Hinterlandverkehr der Bremischen Häfen kommt der Schiene eine zentrale Rolle für den Güterverkehr zu: Mit einem Anteil von rund 50 Prozent im Bereich Container und rund 70 Prozent bei den Automobilverkehren stehen die bremischen Häfen europa- wie weltweit auf einem Spitzenrang. Beim Ausbau der Infrastruktur der Bremischen Hafeneisenbahn spielt Klimafreundlichkeit eine zentrale Rolle: Ziel der „Greenports“-Strategie ist es, in allen Teilbereichen der Häfen Emissionen zu senken. Dabei geht das Land Bremen nun einen wichtigen Schritt und hat mit einer Förderung in Höhe von insgesamt 200.00 Euro im Rahmen des Handlungsfelds Klimaschutz die finanziellen Voraussetzungen dafür geschaffen, dass die Rangierlokomotiven in Bremerhaven ab März 2023 von Diesel auf HVO (Hydrotreated Vegetable Oils/Hydrierte Pflanzenöle) umgestellt werden können.
Dazu Dr. Claudia Schilling, Senatorin für Wissenschaft und Häfen: „Wir im Land Bremen beenden in Bremerhaven als erstem Seehafen überhaupt den Einsatz von Diesel bei den Transporten auf der ‚letzten Meile‘. Gemeinsam mit der Deutsche Bahn AG und den Rangierdienstleistern vor Ort setzen wir dann auf Hydrierte Pflanzenöle, sogenannten HVO-Kraftstoff, als eine schnell wirksame Alternative. So werden wir signifikant die Emissionen reduzieren und ein Vorbild für andere Häfen und Hinterland-Terminals sein. Insgesamt ist die klimapolitisch unausweichliche Verlagerung von Verkehren auf die Schiene nur dann möglich, wenn die Infrastruktur schnell und in erheblichem Umfang ausgebaut wird.“
Dr. Sigrid Evelyn Nikutta, Vorstand Güterverkehr Deutsche Bahn AG: „Mit dem Einsatz von HVO in unseren Rangierloks machen wir den umweltfreundlichen Schienengüterverkehr noch grüner. Nachhaltigkeit ist die neue Währung in der Logistik und das schaffen wir jetzt auch auf der ‚letzten Meile‘ und machen so die Lieferketten für unsere Kunden vollständig klimaneutral. Das Land Bremen ist dabei ein wichtiger Partner und hat eine echte Vorreiterrolle beim Aufbau der benötigten HVO-Infrastruktur in Deutschland. Das ist ein ganz wichtiger Schritt, um mehr Verkehr von der Straße auf die Schiene zu verlagern.“
Hintergrund:
Der eigentliche Transport der Waren auf der Schiene erfolgt durch private Eisenbahnverkehrsunternehmen. Diese wiederum nutzen für den Transport der Waggons innerhalb der Hafengebiete („Transporte auf der letzten Meile“) Rangierdienstleister mit entsprechenden Rangierlokomotiven. Am Standort Bremerhaven gibt es insgesamt 15 Lokomotiven, die bislang jeweils pro Jahr rund 80.000 Liter Diesel verbrauchen und dabei insgesamt mehr als drei Millionen Kilogramm CO2 freisetzen. Durch die Umstellung auf HVO können rund 90 Prozent der Treibhausgas-Emissionen eingespart werden.
HVO: synthetischer Diesel-Kraftstoff, hergestellt aus Kohlenwasserstoffen aus pflanzlichen und tierischen Fetten.