Bremerhaven: Anstieg der Straftaten in 2024 trotz sinkender Kriminalitätszahlen insgesamt
In Bremerhaven hat die Polizei im Jahr 2024 insgesamt 15.730 Straftaten bearbeitet und an die Staatsanwaltschaft abgegeben. Dies bedeutet einen Anstieg um rund sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr (14.831). Damit setzt sich der seit 2021 zu verzeichnende Trend steigender Gesamtstraftaten fort. Gleichzeitig ist die Aufklärungsquote auf knapp 50 Prozent gesunken (2023: fast 59 Prozent).
Der Direktor der Ortspolizeibehörde Bremerhaven, Volker Ortgies, lobt die hohe Einsatzbereitschaft der Beamten: „Unsere Polizei leistet tagtäglich enorm viel, um die Sicherheit in Bremerhaven zu gewährleisten. Dennoch stehen wir vor großen Herausforderungen, insbesondere durch eine Zunahme bestimmter Deliktsbereiche.“
Kriminalitätsentwicklung in Bremerhaven 2024
Der Anstieg der Taten spiegelt sich unter anderem in den Delikten der Eigentumskriminalität wider. Hierunter werden die Vermögens- und die Diebstahlsdelikte zusammengefasst, die 52 Prozent (2023: 49 Prozent) aller bei der Polizei bearbeiteten Delikte darstellen. Besonders prägend ist der Anteil der Diebstahlsdelikte mit 39 Prozent (2023: 36 Prozent).
Insbesondere in den Deliktsbereichen des Wohnungseinbruchdiebstahls (2023: 293 Taten / 2024: 359 Taten) und des schweren Diebstahls aus Boden- und Kellerräumen (2023: 208 Taten / 2024: 455 Taten) ist ein Anstieg zu verzeichnen. Ortgies führt dazu aus: „Als Polizei ist uns bewusst, welche Auswirkungen auf das persönliche Wohlbefinden der Einbruch in die eigenen vier Wände hat. Daher haben wir mit Blick auf diese Delikte im Verlauf des vergangenen Jahres zahlreiche Maßnahmen im Einsatzdienst, im Ermittlungsdienst sowie in der Präventionsarbeit getroffen.“ Durch die polizeilichen Maßnahmen konnten mehrere Täter überführt werden.
Hingegen ist Ortgies erfreut über die positiven Entwicklungen im Bereich der Straftaten zum Nachteil älterer Menschen (SÄM). In diesem Bereich wurden 107 Taten bearbeitet. Damit ist ein Rückgang um 52 Prozent (2023: 225 Taten) festzustellen. „In diesem Deliktsfeld haben wir in den vergangenen Jahren sehr viel investiert – sowohl innerhalb der Polizei als auch zusammen mit unseren Sicherheitspartnern“, führt der Direktor der Ortspolizeibehörde aus.
Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 14 Ermittlungsverfahren im Bereich der Tötungsdelikte geführt. Dabei ist vor allem die Anzahl der versuchten Delikte von 3 in 2023 auf 11 in 2024 angestiegen. Eines der drei vollendeten Tötungsdelikte ist dem Bereich der häuslichen Gewalt zuzuordnen. Insgesamt ist der Anteil der Taten um 5 Prozent auf 887 Fälle gesunken (2023: 935).
Gestiegen sind die Fälle des sexuellen Missbrauchs von Kindern. Hier wurden 58 Taten (2023: 36) registriert. Leicht gesunken sind hingegen die Taten der Verbreitung und des Besitzes von Kinderpornografie. Hier ist ein Rückgang um 11 Prozent auf 155 Taten (2023: 175) festzustellen.
Kriminalitätsentwicklung in der Stadt Bremen 2024
Innensenator Ulrich Mäurer und die Leiterin des Landeskriminalamtes, Petra van Anken, stellten am 10. März 2025 die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) für das Jahr 2024 vor. Eine positive Nachricht vorweg: Die Zahl der erfassten Straftaten in der Stadt Bremen ist im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken. Besonders rund um den Bremer Hauptbahnhof sind durch polizeiliche Maßnahmen deutliche Rückgänge verzeichnet worden.
Mäurer hebt die Erfolge der „Soko Junge Räuber“ hervor: „Von 1.190 untersuchten Fällen konnten wir mehr als die Hälfte aufklären. 392 Tatverdächtige wurden ermittelt, über 70 Haftbefehle erlassen. Die Gegend um den Hauptbahnhof ist kein guter Ort mehr für Räuber, und das wird auch so bleiben.“ Aufgrund erwarteter saisonaler Schwankungen wird die Soko weitergeführt.
Die Polizei hat 2024 große Anstrengungen unternommen, um Bearbeitungsrückstände abzubauen. So sank die Anzahl der offenen Verfahren von über 21.000 auf rund 14.500. Dies hat zur Folge, dass in der Statistik ein Anstieg der Gesamtstraftaten von 97.043 (2023) auf 105.384 Fälle (2024) erfasst wurde.
Deliktsbereiche in Bremen im Überblick
- Raubdelikte: Rückgang um 22 Prozent, jedoch leichter Anstieg beim Straßenraub auf 625 Fälle (2023: 587).
- Wohnungseinbrüche: Deutlicher Rückgang von 850 (2023) auf 675 (2024).
- Straftaten gegen ältere Menschen: Rückgang um 25 Prozent auf 596 Fälle.
- Diebstahl: Insgesamt 43.731 Fälle (+7.337 im Vergleich zu 2023), Ladendiebstahl stark angestiegen.
- Fahrraddiebstahl: Anstieg von 5.919 (2023) auf 6.270 Fälle.
- Cybercrime: Anstieg auf 213 Fälle (2023: 200).
- Betäubungsmittelkriminalität: Starker Rückgang aufgrund geänderter Cannabis-Gesetzgebung.
- Messerangriffe: Neuer Höchststand mit 389 Fällen (+74 im Vergleich zu 2023).
- Gewalt gegen Rettungskräfte: Anstieg von 30 auf 38 Fälle.
- Kinderpornografie: Starker Anstieg von 255 auf 435 Fälle.
Fazit und Ausblick
Innensenator Mäurer zieht ein differenziertes Fazit: „Während wir in vielen Bereichen Fortschritte sehen, bleibt insbesondere der Anstieg bei sexualisierten Gewaltdelikten an Kindern besorgniserregend. Wir werden die Maßnahmen der Polizei gezielt weiterentwickeln, um hier entschlossen gegenzusteuern. Zudem müssen wir den erfolgreichen Weg der Prävention weiter fortsetzen.“