Am heutigen Donnerstag, 17. Dezember, wird mit einem roten Regenschirm als Symbol der Solidarität auf die Situation Prostituierter weltweit hingewiesen. „Prostituierte tragen ein hohes Risiko, Ausbeutung und Gewalt zu erleben“, so Landesfrauenbeauftragte Bettina Wilhelm, „sie sind erheblichen psychischen und physischen Gefährdungen ausgesetzt und oft ist es fraglich, ob sie sich frei und autonom für oder gegen diese Tätigkeit entscheiden können. Hier müssen wir hinsehen – und handeln.“ Die Landesfrauenbeauftragte fordert ein Landes-Ausstiegsprogramm für Prostituierte und für Bremerhaven eine eigene Beratungsstelle, wie sie es mit dem Verein Nitribitt in der Stadt Bremen gibt. Die aktuellen Corona-Beschränkungen verschärften die Situation vieler Prostituierter massiv, so Wilhelm: „Die Realität zeigt, dass viele Prostituierte trotz aktuellen Verbots weiterarbeiten oder weiterarbeiten müssen. Damit sind sie noch weniger geschützt. Der Handlungsbedarf ist größer denn je.“
Im Land Bremen sind rund 800 Prostituierte angemeldet. Nur ein kleiner Teil von ihnen hat die deutsche Staatsangehörigkeit, viele der anderen Frauen haben weder Anspruch auf Sozialhilfe, noch auf einen Aufenthalt, noch haben sie eine Krankenversicherung. Das Prostituiertenschutzgesetz war Anfang Juli 2017 in Kraft getreten. Prostituierte müssen seitdem ihre Arbeit behördlich anmelden, Prostitutionsstätten brauchen eine amtliche Erlaubnis. Wilhelm: „Das Gesetz sieht Kontrollen vor, ob Betreibende von Bordellen und Modelwohnungen die Arbeitsbedingungen, die sie auf dem Papier zusagen, auch in der Realität umsetzen. Aber in Bremen wird bis dato noch zu wenig kontrolliert – hier muss nachgebessert werden. Das hat das Ressort zugesagt.“ Im Landesaktionsplan zur Bekämpfung und Verhütung von Gewalt gegen Frauen und Kinder, der derzeit erarbeitet wird, sind Prostituierte als Zielgruppe für spezifische Angebote und Maßnahmen berücksichtigt.
Seit 2003 wird der „Internationale Tag gegen Gewalt an Sexarbeiter*innen“ begangen. Ursprünglich initiiert wurde er von der Aktivistin Annie Sprinkle, um der Opfer des Frauenmörders Gary Ridgway zu gedenken, der in den 1980er Jahren in Seattle über 90 Frauen tötete – darunter zahlreiche Sexarbeiter*innen.