Bremen investiert in die Schiene – jetzt sind Bund und Deutsche Bahn AG an der Reihe

Etwa 40 Millionen Euro nimmt der Senat der Freien Hansestadt
Bremen in diesem Jahrzehnt in die Hand, um das Bremerhavener Gleisnetz
der Hafeneisenbahn auszubauen und dadurch mehr Güterzüge auf die Schiene
zu bringen. Am Rand des Container-Terminals wird jetzt das größte
Einzelprojekt aus diesem Investitionspaket umgesetzt. Für insgesamt 29,5
Millionen Euro lässt die Hafengesellschaft bremenports den Hafenbahnhof
Imsumer Deich erweitern. Bisher standen den Bahnunternehmen neben der
Senator-Borttscheller-Straße acht zuglange Gleise zur Verfügung. In zwei
Jahren werden es 16 sein. „Bremen investiert hier bedarfsgerecht in die
Zukunft des Auto- und Containerhafens“, sagte der zuständige Senator
Martin Günthner am Freitag (6. November 2015) beim offiziellen
Baubeginn.

Am Hafenbahnhof Imsumer Deich: Senator Martin
Günthner und bremenports-Geschäftsführer Robert Howe schauen auf die
Anlage, die jetzt um acht etwa 750 Meter lange Gleise erweitert wird
(v.r.)
 

 
Der Wirtschafts- und Hafensenator erinnerte an die
starken Zuwächse, die die Hafenbahn in den vergangenen Jahren geprägt
und an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit gebracht haben. 2014 wurde
der Überseehafen Bremerhaven von insgesamt etwa 30.200 Güterzügen
(eingehend/ausgehend) bedient. Das waren durchschnittlich 581 Züge pro
Woche – in der Spitze wurden sogar 660 Züge gezählt. Für 2015 führt die
Statistik bereits zwölf Wochen auf, in denen der Überseehafen von mehr
als 620 Güterzügen angesteuert oder verlassen wurde.
Trotz der
derzeit schwachen Konjunktur in vielen Teilen der Welt werde der
Seegüterumschlag weiter wachsen, sagte Günthner. „Dies wirkt sich direkt
auf die Kapazität der Hafeneisenbahn aus. Mittelfristig rechnen wir in
Bremerhaven mit einem Anstieg auf 770 Güterzüge pro Woche. Zu den
aktuellen Investitionen in neue Gleise und moderne Bahntechnik gibt es
deshalb keine Alternative.“
Wie der Senator ergänzte, erreicht die Schiene im Bremerhavener
Container-Hinterland-Verkehr einen Marktanteil von 47 Prozent. Dieser
Wert sei der höchste in einem europäischen Hafen und ein Beleg für die
Stärke des hiesigen Eisenbahnhafens. Bei den Autoverkehren liege der
Hinterland-Marktanteil der Schiene sogar bei rund 80 Prozent.
Die
Aussicht auf einen weiter wachsenden Umschlag erhöhe den Druck auf
Logistiker, Verkehrsträger und Hafeninfrastruktur, sagte Günthner. „Die
BLG Logistics Group hat mit dem Bau eines neuen Autoregals am Nordhafen
dringend benötigte Kapazitäten geschaffen, wir tun das Gleiche mit
öffentlichen Investitionen in neue Bahngleise.“ Bis Mitte des Jahres war
in Bremerhaven zunächst der Hafenbahnhof Kaiserhafen ausgebaut worden.
Dort wurden 12 von insgesamt 16 Gleisen verlängert und elektrifiziert.
„Die neue Infrastruktur zeigt bereits Wirkung“, sagte der Senator. „Sie
verbessert die Abläufe und erhöht die Kapazitätsreserven für
Spitzenzeiten im Hafenbahnbetrieb.“
Die acht neuen Gleise des
Hafenbahnhofs Imsumer Deich werden jeweils rund 750 Meter lang sein.
Damit der Hafenbahnhof bis Mitte 2017 erweitert werden kann, müssen
Arbeiten in den Gewerken Oberbau, Signaltechnik, Oberleitung und
maschinentechnische Anlagen ausgeführt werden. Wie
bremenports-Geschäftsführer Robert Howe berichtete, sind für den Oberbau
fünf Teilbaufelder vorgesehen. Wegen des schlechten Baugrunds müssen
mit einer Auflast Setzungen erzwungen werden. Der Umzug der
Bremerhavener Einheit der US-Army in eine neue Immobilie im Hafen ist
laut Howe für das erste Quartal 2016 geplant. Dadurch wird das mittlere
Baufeld frei. Die Gleisbauarbeiten sollen im November 2015 beginnen, die
Arbeiten an der Oberleitung im vierten Quartal 2016.
„Mit der
Erweiterung der Bahnanlagen am Imsumer Deich reagieren wir auf die
absehbare Marktentwicklung“, sagte Günthner. Auch bei der der
Straßenanbindung komme der Standort seiner Verantwortung mit dem Bau des
Hafentunnels nach. Jetzt seien Bund und Deutsche Bahn AG gefordert. Im
Dreieck Bremerhaven/Hamburg/ Hannover müsse dringend in die Schiene
investiert werden, sagte der Senator. Nach jahrzehntelangem Stillstand
sei jetzt mit den Ergebnissen des Dialogforums Nord eine neue
Voraussetzung für eine Verbesserung der Hinterlandanbinung geschaffen
worden. Günthner: „Wir erwarten von der Deutschen Bahn und dem
Bundeverkehrsministerium, dass diese Projekte jetzt zügig realisiert
werden.“ Für Bremen habe eine angemessene Nutzung der EVB-Strecke nach
Bremervörde und weiter nach Rotenburg, der Ausbau und Elektrifizierung
der Amerika-Linie über Uelzen nach Magdeburg sowie eine Entlastung des
Bahnknotens Bremen besondere Bedeutung.
Erweiterung Imsumer Deich auf einen Blick:
Neue Gleislänge: etwa 7.500 m
Zahl der Weichen: 19
Signaltechnik: Ein Hauptsignal, 24 Lichtsperrsignale
Oberleitung: Etwa 10.000 m Kettenwerk, etwa 95 Masten
Gesamtkosten: 29.460.000 Euro
Anteilige Baukosten: 20.860.000 Euro
Anteilige Kosten Umzug US-Army: 8.600.000 Euro


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